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Jahr des Theaters in Polen

Teatr Wielki (Warschau)

Im November 2015 kann die polnische Bühnenkunst auf eine 250-jährige Geschichte zurückblicken. Aus diesem Grund hat das polnische Parlament, der Sejm, 2015 zum Jahr des Theaters erklärt.

Am Anfang der polnischen Bühnenkultur stand die Eröffnung des Teatr Narodowy, des Polnischen Staatstheaters in Warszawa (Warschau). Das bedeutende Schauspielhaus wurde 1765 von König Stanisław August Poniatowski als erstes öffentliches Theater Polens ins Leben gerufen. Damit wurde nicht nur der Grundstein für ein hochwertiges Theaterleben gelegt, sondern auch für die staatliche Förderung des Kunst- und Kultursektors, heißt es in der Begründung des Sejms. Die gesamte Spielzeit 2015/16 widmet das Warschauer Theater diesem besonderen Anlass. Erstmals wird auch eine Gesamtchronik des Teatr Narodowy in sieben Bänden erscheinen.

Am 12. September 2015 findet der Auftakt der Jubiläumsfeierlichkeiten statt. Geplant ist ein großer Tag der offenen Tür mit verschiedenen Performances auf dem plac Teatralny, in Zelten sowie im Theatergebäude selbst. Von Oktober bis Dezember findet das vierte Internationale Treffen der Staatstheater statt. Zu Ehren des Teatr Narodowy werden Bühnen aus ganz Europa polnische Stücke inszenieren und in Warszawa aufführen. Den Höhepunkt der Feierlichkeiten stellt eine Aufführung von Julisz Słowackis romantischem Drama „Kordian“ dar. Die Inszenierung des Warschauer Schauspielers und Regisseurs Jan Englert findet am 19. November, genau 250 Jahre nach der ersten Premiere im Staatstheater, statt.

Große Jubiläumsveranstaltungen gibt es auch in anderen Theatern im ganzen Land. So beginnt die Festsaison auf den Bühnen von Kraków (Krakau) bereits am 12. Februar im Teatr Narodowy Stary, dem Alten Theater. An diesem Tag findet die 100. Aufführung der „Trilogie“ nach dem gleichnamigen Werk des Literaturnobelpreisträgers Henryk Sienkiewicz statt. Auch andere Kultureinrichtungen der Weichselmetropole, wie das Teatr Łaźnia Nowa, das Teatr Figur oder die Capella Cracoviensis, beteiligen sich mit Performances, Konzerten, Happenings und anderen Veranstaltungen am Jubiläumsjahr. Eng mit Kraków verbunden war auch der große Theaterregisseur Tadeusz Kantor, dessen Geburtstag sich am 6. April 2015 zum 100. Mal jährt.

Auch in der niederschlesischen Hauptstadt Wrocław (Breslau) feiert man das 250-jährige Jubiläum gebührend. In der Oderstadt will man vor allem an heimische Theaterschaffende, wie Helmut Kajzar, Tymoteusz Karpowicz und allen voran Tadeusz Różewicz erinnern. Das Breslauer Teatr Współczesny, das Zeitgenössische Theater, bereitet gleich zwei Stücke von Różewicz und eines von Karpowicz vor. Zudem soll es Theaterworkshops für Jung und Alt geben. Auch im Teatr Polski steht das ganze Jahr im Zeichen des Jubiläums. Dort sollen vor allem Klassiker von Shakespeare oder das bedeutende romantische Drama „Dziady – Die Totenfeier“ von Adam Mickiewicz auf die Bühne kommen. Das Teatr Narodowy hat gemeinsam mit der Opera Narodowa seinen Sitz im Gebäude des Teatr Wielki (Großes Theater), das 1825-33 nach Plänen des italienischen Architekten Antonio Corazzi errichtet wurde. Es war im Zweiten Weltkrieg zerstört und danach originalgetreu wiederaufgebaut worden. 2002 wurde die Hauptfassade mit einer Quadriga gekrönt, die der Architekt fast zwei Jahrhunderte zuvor bereits vorgesehen hatte.

Weitere Informationen: www.narodowy.pl