Touristenzentrum in Teichlandschaft eröffnet

Ausstellung über 900 Jahre Fischereigeschichte

In der größten vom Menschen geschaffenen Teichlandschaft Mitteleuropas, den Stawy Milickie (Militscher Teiche) hat nach rund einjähriger Bauzeit ein modernes Touristen- und Bildungszentrum eröffnet. Sie sind eines der wichtigsten Ausflugsziele der Woiwodschaft Dolnośląskie (Niederschlesien) und es befindet sich dort eines der bedeutendsten Vogelschutzgebiete Polen. Das neue Zentrum in Ruda Sułowska (Hammer-Sulau) besteht aus einem Museum, einem Restaurant und einem Hotel.

Die woiwodschaftseigene Betreiberfirma der Teiche, die Stawy Milickie S.A., setzt auf eine Mischung aus moderner Fischwirtschaft, Traditionspflege, Kulinarik und Bildung. Das Fischereimuseum eröffnet einen Einblick in die fast 900 Jahre alte Geschichte der Teichlandschaft in der Dolina Baryczy (Bartsch-Tal). Es besteht aus einem Freilichtmuseum und einer Ausstellung im „Dom Rybaka“ (Fischerhaus). Rund fünf Millionen Euro kostete die Investition, die ein wichtiger Meilenstein für die Entwicklung des Tourismus in der Region sein soll.

Hautnah erleben können große und kleine Gäste die Fischwirtschaft an einem Schauteich und einer Spülstation. Im Freigehege erwarten verschiedene Nutztierrassen aus Polen und aller Welt die Besucher, ein Sinnespfad lässt dazu ein, die Natur auf unmittelbare Weise zu entdecken. Behutsam in die Umgebung eintauchen können Touristen bei den Foto-Safaris auf dem Gelände. Das Touristenzentrum bietet derzeit drei rund eineinhalbstündige Touren an. Unterwegs mit einem Pferdegespann können Besucher aus gebührender Entfernung die faszinierende Vogelwelt des Natura 2000-Schutzgebietes erleben und für die Ewigkeit festhalten. In der Flussniederung des Bartsch-Tals sind mehr als 260 Vogelarten heimisch, im Herbst machen dort Zehntausende Saatgänse auf dem Weg in ihre Winterquartiere Station.

In der „Gospoda ośmiu ryb“ (Wirtshaus zu den acht Fischen) können Gäste die fangfrischen Fische in vielerlei Variationen, aber auch andere regionale Spezialitäten kosten. Besonders schön ist der Ausblick von der geräumigen Terrasse, die auf einen Fischteich hinausreicht. In dem Gebäude befinden sich zudem ein Fischverkauf, ein Fahrradverleih und die Touristeninformation. Kajakurlauber finden einen Anleger nahe dem Freilichtmuseum. Kinder können sich auf einem Abenteuerspielplatz nach Herzenslust austoben.

Die Militscher Teichlandschaft befindet sich rund 60 Kilometer nördlich der niederschlesischen Hauptstadt Wrocław. Die mehr als 300 Fischteiche wurden seit dem 12. Jahrhundert von Zisterziensermönchen angelegt und nehmen eine Gesamtfläche von etwa 77 Quadratkilometern ein. Jährlich werden dort etwa 2.000 Tonnen Fisch gefangen, vor allem Karpfen. Die Gesellschaft Stawy Milickie S.A. zählt zu den größten Karpfenproduzenten Europas. Für Besucher gibt es vor Ort Angelmöglichkeiten.

Die Ausstellungen des neuen Museums sind dienstags bis sonntags von 11 bis 19 Uhr bei freiem Eintritt zu besichtigen. Informationen zum Museum und den touristischen Angeboten im Bereich der Militscher Teiche unter www.cet.stawymilickie.pl

Moderne Kunst im Breslauer Weltkulturerbe

Moderne Kunst im Breslauer Weltkulturerbe

Der von Prof. Hans Poelzig entworfene Vier-Kuppel-Pavillon in der niederschlesischen Hauptstadt Wrocław (Breslau) soll ab 2016 als neues Museum für zeitgenössische Kunst dienen. Das Bauwerk gehört seit 2006 gemeinsam mit der benachbarten Hala Stulecia (Jahrhunderthalle) zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Das Breslauer Messegelände mit Jahrhunderthalle, Vier-Kuppel-Pavillon, Pergola und Japanischem Garten war in den Jahren 1911 bis 1913 entstanden. Zur Eröffnung fand dort 1913 die „Jahrhundertausstellung“ zum Gedenken an den Sieg gegen Napoleon in den Befreiungskriegen statt. Während für die revolutionäre Architektur der Jahrhunderthalle der damalige Breslauer Chefarchitekt Max Berg verantwortlich zeichnete, trägt der Vier-Kuppel-Pavillon ebenso wie die angrenzende Pergola die Handschrift von Hans Poelzig. Er war damals Direktor der Breslauer Kunstgewerbeschule und gilt als einer der Wegbereiter des modernen Bauens im frühen 20. Jahrhundert. Zu seinen bekanntesten Arbeiten gehört das Berliner Haus des Rundfunks.

Das vierflügelige Gebäude des Ausstellungspavillons umschließt einen inneren Hof, die vier markanten Kuppeltürme befinden sich in der Mitte eines jeden Flügels. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente das Gebäude dem Filmunternehmen Wytwórnia Filmów Fabularnych als Atelier. 2009 gingen die Nutzungsrechte an das Nationalmuseum von Wrocław über. In den vergangenen zwei Jahren wurde das gesamte Gebäude saniert und für seine künftigen Aufgaben als Museum hergerichtet.

Im Rahmen der Instandsetzungsarbeiten wurde die Fassade erneuert und gestrichen. Bei einer Analyse waren zuvor Reste der Originalfarbe gefunden worden. Die repräsentative Nordkuppel wurde verstärkt und erhielt ihr ursprüngliches Schmuckwerk zurück. Später hinzugefügte Baukörper wurden entfernt, der Innenhof erhielt ein transparentes Dach, um die Ausstellungsfläche zu vergrößern. Unter dem Hof wurde ein zusätzliches Geschoss für technische Anlagen eingefügt. Darüber hinaus ist der Pavillon nun auch barrierefrei zugänglich. Insgesamt konnten über 6.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche hinzugewonnen werden. Die Arbeiten, die rund 20 Millionen Euro kosteten, wurden kürzlich abgeschlossen.

Der Vier-Kuppel-Pavillon soll künftig eine Ausstellung mit polnischer Gegenwartskunst des Nationalmuseums beherbergen. Besucher werden dort ab 2016 unter anderem Skulpturen von Magdalena Abakanowicz, Werke des Bühnenbildners und Regisseurs Tadeusz Kantor oder Bilder von Jerzy Nowosielski bewundern können. Eine Freilichtgalerie mit polnischen Skulpturen des 20. und 21. Jahrhunderts auf dem angrenzenden Parkgelände soll das Museumsangebot ergänzen. Die Fertigstellung des neuen Kunst-Pavillons ist ein weiterer Meilenstein auf dem Weg von Wrocław zur Kulturhauptstadt Europas. Im Jahr 2016 wird die Stadt diesen prestigeträchtigen Titel tragen.

Informationen über das Nationalmuseum in Wrocław unter www.mnwr.art.pl, zum Vier-Kuppel-Pavillon unter www.pawilonczterechkopul.pl, zur Jahrhunderthalle unter www.halastulecia.pl und zum Kulturhauptstadtjahr in Wrocław unter www.wroclaw2016.pl

Foto: Hala Stulecia

Polnischer Volkssport

Polnischer Volkssport

Im Herbst zieht es Scharen von Pilzsammlern in die Wälder

Ob frisch genossen, getrocknet oder süßsauer eingelegt, Pilze sind seit Jahrhunderten ein Hauptbestandteil der traditionellen polnischen Küche. Wenn im Spätsommer die Pilzsaison beginnt, strömen die Polen in Scharen zum Sammeln in die Wälder. Aber auch immer mehr Touristen nehmen an dieser gesellig-kulinarischen Kultur teil. So etwa beim „Święto Grzybów“ im niederschlesischen Ort Węgliniec (Kohlfurt), einem der größten Pilzevents in Europa, oder bei geführten Wanderungen während eines Aufenthaltes auf einem Ferienbauernhof.

Im Spätsommer und Herbst bevölkern private Sammler die Ränder der polnischen Landstraßen, um ihre Beeren und Pilze anzubieten. Wer sich nicht auskennt oder nicht viel Zeit zum Sammeln hat, ist dort zumeist gut und günstig bedient. Der Gang in den Wald verspricht hingegen ein ganz besonderes Naturerlebnis. „Grzybobranie“ heißt die Tradition des Pilzsammelns auf Polnisch. Sie ist tief in der polnischen Kultur verankert und hat neben dem kulinarischen vor allem auch einen geselligen Aspekt. Groß und Klein, Jung und Alt gehen gemeinsam auf die Pirsch, altes Wissen wird weitergegeben und der Fund besonders großer und schöner Exemplare mit viel Anerkennung belohnt.
Im ganzen Land rufen Naturfreundegesellschaften, Tourismusorganisationen und Gemeindeverwaltungen zu Wettbewerben im Pilzpflücken auf, veranstalten Pilzfeste oder gemeinsame Kochaktionen. Zu den bekanntesten und größten Veranstaltungen gehört das „Święto Grzybów“, das Pilzfestival an der deutsch-polnischen Grenze in Węgliniec (Kohlfurt). Die niederschlesische Kleinstadt sieht sich als Hauptstadt des „polnischen Pilzbeckens“. Rund 90 Prozent der Gemeinde sind mit Wald bedeckt, frische Luft und geringe Umweltverschmutzung bieten optimale Bedingungen für Pilzfreunde. Gepflückt wird in den örtlichen Wäldern häufig bis in den November hinein.

Verbunden ist das Festival mit den Europäischen Pilzsammelmeisterschaften, die in diesem Jahr bereits zum 19. Mal ausgetragen werden. Eine unabhängige Jury bewertet die Pilze nach Größe, Gewicht und Ästhetik. Sie rekrutiert sich aus Angehörigen der Polnischen Vereinigung der Pilzforscher mit Sitz in Kraków (Krakau). An dem Wettbewerb beteiligen sich neben Sammlern aus allen Teilen Polens auch Pilzfreunde aus dem Nachbarland Deutschland und anderen Ländern Europas. Wer sich nicht an die Naturschutzregeln hält, geschützte oder giftige Pilze pflückt, wird sofort disqualifiziert.
Zum Festival „Święto Grzybów“ gehören Konzerte polnischer und ausländischer Bands, ein Pilzkochwettbewerb, verschiedene Workshops rund um Naturthemen, Spiele für alle Altersgruppen sowie verschiedenen Vorführungen. Darüber hinaus gibt es einen Holzfällerwettbewerb, Kunst- und naturkundliche Ausstellungen, einen Markt mit regionalen Produkten sowie Kunstworkshops für Kinder. Das diesjährige Pilzfestival findet am Wochenende vom 12. bis 13. September statt.

Zahlreiche polnische Ferienbauernhöfe, Gärtnereien und ländliche Pensionen bieten nicht nur saisonale Pilzgerichte an, sondern organisieren für ihre Gäste auch pilzkundliche Waldgänge mit anschließender Verarbeitung der gesammelten Trophäen. Zu ihnen gehört der vielfach ausgezeichnete Hof „Trzy Świerki“ (Drei Fichten) bei Gołdap (Goldapp) im Nordosten von Masuren. Die Besitzerin Sława Tarasiewicz feiert in diesem Jahr 15-jähriges Hofjubiläum und geht im Herbst mit ihren Gästen auch schon einmal persönlich „in die Pilze“. „In der Rominter Heide sammeln wir vor allem Pfifferlinge, Steinpilze und Reizker“, erklärt die gelernte Pädagogin, die auch Botschafterin der polnischen Geschäftsfrauen ist.

Für Gruppen mit bis zu sieben Personen veranstaltet sie Pilzausflüge in die Umgebung. Oft werden die Pilze gleich danach verarbeitet, zu Steinpilzsuppe beispielsweise oder als Füllung für Pierogi. „Wer möchte, kann sie aber auch auf speziellen Gestellen trocknen lassen oder in Gläser einlegen“, erklärt Sława Tarasiewicz. In der kleinen hauseigenen Bibliothek können sich ihre Gäste zuvor in die Pilzkunde und Regionalgeschichte einlesen. Nachschlagewerke und Ratgeber gibt es dort auch in deutscher Sprache. Zudem spricht die findige Unternehmerin gutes Deutsch und ist passionierte Pilzsammlerin, kann also auch selbst Ratschläge geben. Ihre eigenen Sammelerfolge und vor allem die ihrer Gäste präsentiert sie stolz auf der Facebookseite von Trzy Świerki.
Naturnahe Kulinarik und Tourismus verbinden auch die Höfe auf der Touristenroute des „nach Kräutern duftenden Dorfes“ in Małopolska (Kleinpolen) im Süden des Landes. Gäste bekommen dort nicht nur einen Einblick in die Verwendung von Kräutern in der Küche. Viele der Höfe werben im Herbst auch mit speziellen Angeboten für Pilzsammler. Interessant ist das Anwesen „Villa Akiko“ in Harkłówa unweit des Pieniny-Gebirges. Die Japanerin Miwa Akiko verbindet dort die Küche und Tradition ihrer asiatischen Heimat mit der polnischen Umgebung. So kultiviert sie beispielsweise japanische Pilze und verarbeitet sie zu Speisen für ihre Gäste.

Zu den Gebieten mit den größten Pilzvorkommen in Polen gehört die Puszcza Białowieska, der Urwald von Białowieża an der belarussischen Grenze. Ein Teil des letzten europäischen Tieflandurwaldes steht als Nationalpark und UNESCO-Biosphärenreservat unter besonderen Schutz. In den umliegenden Gebieten ist das Pilzsammeln aber in Einklang mit dem Regeln der Forstverwaltung erlaubt. Kleinere Ferienbauernhöfe und ländliche Pensionen verfügen über ein entsprechendes Angebot. Die Touristeninformation in Hajnówka vermittelt auf Anfrage auch Guides für eine Pilz-Exkursion. Im Herbst kann man in den Restaurants der Region Pilzspezialitäten kosten, ohne die die traditionelle polnische Küche nicht denkbar wäre.
Polen verfügt über eine der liberalsten Gesetzgebungen in Sachen Walderzeugnisse. So ist das Pflücken von Beeren und Pilzen in öffentlichen Wäldern grundsätzlich erlaubt. Allerdings müssen sich auch Hobbysammler an bestimmte Regeln halten. So sind Naturschutzgebiete genauso tabu wie geschützte oder vom Aussterben bedrohte Pilzarten. Zudem soll man beim Pilzsammeln behutsam vorgehen, um nicht die umstehende Vegetation zu zerstören oder Tiere zu verletzen. Wer in privaten Wäldern sammeln möchte, braucht dazu die Genehmigung der Besitzer. Nicht zuletzt dieser Rechtslage hat es Polen zu verdanken, dass es sich zum europäischen Exportmeister für Pilze und Pilzerzeugnissen entwickelt hat. Neben den im Wand gesammelten Steinpilzen oder Pfifferlingen werden allerdings vor allem Zuchtchampignons das ganze Jahr über exportiert.

Informationen

Die Homepage des Pilzfestivals in Węgliniec ist unter www.swietogrzybow.pl zu erreichen. Węgliniec liegt etwa 30 km nordöstlich der Grenzstadt Görlitz. Informationen über den „Drei-Fichten-Hof“ in der Rominter Heide gibt es in deutscher Sprache unter www.trzyswierki.dt.pl, über den Hof der Japanerin Miwa Akiko bei Nowy Targ unter www.akiko.pl und zum Urwald von Białowieża unter www.bialowieza-forest.com Allgemeine Auskünfte über Reisen nach Polen erteilt das Polnische Fremdenverkehrsamt, www.polen.travel