Vor- und Frühgeschichte

Neolithikum

Die erste Besiedlung Polens ist im Paläolithikum nachgewiesen. Die ersten Ackerbauern in Polen gehörten zur Bandkeramischen Kultur, seit etwa 5500 v. Christus. Die Tiefebene wurde erst in der Trichterbecherkultur neolithisiert.

Bronzezeit

Die Kulturen der frühen Bronzezeit entwickelten sich aus der „Kugelamphorenkultur“ und der „Schnurkeramik“. Die wichtigste Kultur der Bronzezeit und der frühen Eisenzeit war die Lausitzer Kultur. Die Siedlung Biskupin wurde seit den 1920ern ausgegraben und die Rekonstruktion einer befestigten Siedlung der Lausitzer Kultur zieht heute zahlreiche Besucher an.

Eisenzeit und Antike

Zwischen 1000 und 750 v. Chr. wanderten in den Nordwesten des heutigen Polen germanische Stämme ein, die sich um 500 v. Chr. etwa bis zur Grenze des Riesengebirges nach Süden ausbreiteten. Publius Cornelius Tacitus bezeichnete um 75 die Weichsel als Ostgrenze des germanischen Siedlungsgebietes. Er lokalisierte die Rugier und Gepiden entlang der Ostsee, Burgunder und Goten auf mittlerer Höhe, sowie die Vandalen und Bastarnen im Süden. Die Goten begannen seit Ende des 2. Jahrhunderts in Richtung Süden und Osten zu wandern. Im 5. Jahrhundert endete die germanische Besiedelung. Ob und inwieweit dies mit dem großen Vorstoß der Hunnen nach Gallien im Jahre 451 zusammenhängt, ist historisch umstritten.

Spätantike und Frühmittelalter

Erst danach begannen slawische Stämme, wahrscheinlich auf Druck der Awaren, um 550 von Osteuropa kommend, sich in den fast menschenleeren Gebieten anzusiedeln. Wie einst seit 375 die Hunnen, hatten im 6. und 7. Jahrhundert die Awaren die Völker in Bewegung gesetzt und die politische Karte Europas verändert. Sie rissen die Slawen aus ihrer Heimat zwischen Karpaten und Don nach Westen und Süden mit sich fort und setzten sich, nachdem sie im Verbund mit den Langobarden das Gepidenreich im heutigen Rumänien 567 vernichtet hatten, gleich den Hunnen in der Donau-, Theiß-Ebene fest, von wo aus sie den Rest Europas bedrohten. Im Westen waren es vor allem die Reiche der Langobarden und der Franken und im Südosten das mächtige Oströmische Reich (Belagerung Konstantinopels 626) .

Die Westslawen hatten um 600 die Elbe-Saale-Linie überschritten. Es werden diverse westslawische Stämme erwähnt, wie die Abodrites, Veleti, Liutici, Sorben, wie auch der Stamm, aus dem sich die späteren Polen entwickeln sollten, die Polanen. In der althistorischen Forschung wird diskutiert, ob die slawischen Stämme zwischen der Weichsel und Elbe-Saale-Linie auf germanische Restbevölkerung trafen und wie ein möglicher erster Siedlungskontakt verlief. Der Umstand, dass Flussnamen wie z. B. Weichsel vermutlich germanischen Ursprungs sind, wird als Indiz gedeutet, dass Slawen Sprechkontakt mit verbliebenen germanischen Bewohnern hatten.

Die ersten Versuche einer Staatenbildung unter den Westslawen fanden südlich des heutigen Polen auf dem Gebiet Tschechiens und der Slowakei statt. Um 626 wurde im Kampf gegen das Awaren- und Frankenreich der erste slawische Staat gegründet, das Reich des Samo. Im Kampf gegen die Franken und nach der fehlgeschlagenen Belagerung der Wogastisburg durch den Frankenkönig Dagobert I., schloß sich Derwan, Herzog der Sorben (Dervanus dux gente Surborium que … ad regnum Francorum iam olem aspecserant), Samo an. Er war der erste historisch fassbare Herrscher der Nordwestslawen, über den die Quellen zu 632 berichten. Nach dem wahrscheinlichen Auseinanderbrechen des Samo-Reiches gegen 660 verlieren sich jedoch die Spuren, da bis 800, der Zeit Karls des Großen, kaum schriftliche Quellen über die Westslawen verfügbar sind. Die schriftlichen Quellen setzen erst am Ende des 8. Jahrhunderts ein, im Zusammenhang mit dem Kampf der Franken gegen die Awaren zwischen 791 – 803. Um 805 wurde zur Sicherung der nördlichen Ostgrenze der Limes Sorabicus an der Elbe, die sorbische Grenzmark errichtet. In den Sachsenkriegen 772 – 804 unterwarf Karl der Große die heidnisch gebliebenen Sachsen (Heimatgebiet war das heutige Niedersachsen und Westfalen) und gab den östlichen Teil Sachsens den slawisch-heidnischen Polaben (siehe auch Wendland), welche mit ihm im Kampf gegen die Sachsen verbündet waren, zur Besiedlung frei. In den von Karl eroberten ehemaligen awarischen Gebieten (Pannonische Marken) entstanden lose dem Frankenreich angehörende slawische Fürstentümer. Bedeutende Rollen spielten vor allem das Mährische und das Nitraer Fürstentum, aus denen sich das spätere Reich der Großmährer um 830 herausbilden sollte. Unter Sventopluk gegen Ende des 9. Jahrhunderts erreichte dieses Reich seine größte Ausdehnung und dehnte sich auch auf die Gebiete des heutigen Polens Schlesien und Kleinpolen aus. Auch war Böhmen ein Teil dieses Reiches. Nach dem Zusammenbruch der Großmährer um 900 stand dann Böhmen bis 973 unter dem kirchlichen Einfluß des ostfränkischen Bistums in Regensburg. Nach der Gründung des einheimischen Bistums Prag wurde es der kirchlichen Administration des Erzbistums Mainz unterstellt.

Die direkte Grenze mit christlichen Mährern forcierte die politische Vereinigung polanischer Kräfte in der Hand einer Zentralgewalt. Das Reich der Polanen wurde nach großmährischem Muster aufgebaut. Im 9. Jahrhundert berichtete ein Bayerischer Geograph erstmalig über die slawischen Stammesstrukturen im heutigen Polen. Der Slawenapostel Methodius sprach von einem mächtigen Staat der Wislanen, der bereits nach slawisch-griechischem Ritus christianisiert gewesen sein soll. Der weitere Weg zu einer eigenständigen staatlichen Entwicklung wurde aber wahrscheinlich durch ungarische Raubzüge zu Beginn des 10. Jahrhunderts unterbunden. Unter ihrem Fürst Arpad drangen die Magyaren nach Mitteleuropa vor und wüteten dort länger als ein halbes Jahrhundert. Erst deren vernichtende Niederlage, die sie 955 in der Schlacht auf dem Lechfeld bei Augsburg gegen den deutschen König Otto I. hinnehmen mussten und die zum vollständigen Rückzug ins ungarische Stammland führte, öffnete den Weg zur Konsolidierung des Staatsgefüges unter den ersten Piasten.

Die Zeit war günstig dazu, denn auch die deutschen Könige und Kaiser machten keine Anstalten, ihr eigenes Reich gen Osten auszuweiten (siehe Deutsche Ostsiedlung). Es wurden in karolingischer Tradition Grenzmarken errichtet, die anfangs dem Schutz des Heiligen Römischen Reiches vor den heidnischen Slawen dienen sollten. Die deutschen Könige schickten sich an, auch Könige der Langobarden im alten römischen Kernland Italien zu werden (siehe auch Lombardei, Land der Langobarden) – eine Voraussetzung, um die Kaiserwürde zu erhalten und damit die Führungsrolle und das Primat in der abendländischen Christenheit.

Quelle: Wikipedia