Blick auf die Universität Breslau

Bildung und Universitäten in Polen

Das Schulsystem

Das polnische Bildungssystem wurde in den letzten Jahrzehnten mehrfach reformiert, zuletzt grundlegend im Jahr 2017. Zuvor folgte die Schullaufbahn dem sogenannten 6-3-3-Modell, mit einer dreijährigen Gymnasialstufe in der Mittelstufe. Dieses System wurde inzwischen abgeschafft. Heute besuchen Kinder zunächst eine achtjährige Grundschule (Szkoła podstawowa), die aus einer Unter- und einer Oberstufe besteht. Anschließend entscheiden sich die Jugendlichen – abhängig von Interessen und Leistungen – für eine weiterführende Schulform: das allgemeinbildende Lyzeum mit einer vierjährigen Dauer, die technische Schule (Technikum), die fünf Jahre dauert, oder eine Berufsschule, die in drei Jahren zum Abschluss führt.

Die Schulpflicht beginnt in Polen in der Regel mit dem siebten Lebensjahr und endet mit dem achtzehnten. Für sechsjährige Kinder ist der Besuch einer Vorschulklasse möglich, aber nicht verpflichtend. Der Unterricht an öffentlichen Schulen ist kostenlos, wobei Eltern lediglich für Lehrmaterialien oder optionale Zusatzangebote aufkommen müssen.

Lehrerkarrieren und Qualifikationen

Lehrkräfte in Polen durchlaufen einen klar strukturierten Karriereweg, der auf regelmäßiger Fortbildung, pädagogischer Praxis und Leistungsbeurteilung basiert. Die Laufbahn beginnt mit der Stufe des „Anwärters“, gefolgt vom „Vertragslehrer“. Danach kann der Status des „Ernannten Lehrers“ und schließlich der des „Diplomierten Lehrers“ erreicht werden. Die frühere Bezeichnung „Professor“ als höchste Stufe innerhalb des Schulsystems ist heute nicht mehr gebräuchlich und war ohnehin eher symbolischer Natur. Lehrerinnen und Lehrer mit langjähriger Erfahrung und Zusatzqualifikationen können in administrative oder akademische Funktionen aufsteigen.

Prüfungen und Hochschulzugang

Am Ende der Sekundarstufe II legen Schülerinnen und Schüler die sogenannte Matura (egzamin maturalny) ab, die als zentrale Abschlussprüfung gilt und Voraussetzung für ein Hochschulstudium ist. Die Matura besteht aus schriftlichen und mündlichen Teilen. Die schriftlichen Prüfungen werden extern organisiert und zentral ausgewertet, um landesweit vergleichbare Ergebnisse zu gewährleisten. Pflichtfächer sind Polnisch, Mathematik und eine moderne Fremdsprache (häufig Englisch), ergänzt durch mindestens ein Wahlfach. In Regionen mit nationalen Minderheiten kann zusätzlich eine Prüfung in der jeweiligen Muttersprache abgelegt werden.

Die mündlichen Prüfungen erfolgen in der Schule selbst und beziehen sich auf Polnisch sowie die gewählte Fremdsprache. Die Ergebnisse der Matura entscheiden darüber, ob und an welcher Hochschule ein Studienplatz angeboten wird. Aufnahmeprüfungen sind in den meisten Fällen nicht mehr erforderlich, da die Matura als zuverlässige Grundlage für den Hochschulzugang gilt.

Hochschulen und Studiengänge

Das Hochschulwesen in Polen umfasst eine breite Vielfalt an Einrichtungen – von klassischen Universitäten über Technische Hochschulen bis hin zu Fachhochschulen und Kunstakademien. Sowohl staatliche als auch private Hochschulen bieten Bachelor- und Masterstudiengänge an. Die gängigen akademischen Abschlüsse sind der Licencjat (entspricht dem Bachelor) nach drei Jahren sowie der Inżynier (für technische Studienrichtungen) nach dreieinhalb Jahren. Im Anschluss kann ein Magisterstudium aufgenommen werden, das in der Regel zwei Jahre dauert. Der höchste akademische Grad ist der Doktor (Ph.D.), der nach einem Aufbaustudium und einer wissenschaftlichen Dissertation verliehen wird.

Das polnische Hochschulsystem ist vollständig in den Europäischen Hochschulraum integriert. Studierende profitieren von der europaweiten Anerkennung ihrer Abschlüsse und von Austauschprogrammen wie Erasmus+. Viele Studiengänge werden inzwischen auch auf Englisch angeboten, um internationale Studierende anzusprechen.

Private Bildungseinrichtungen

Neben dem öffentlichen Bildungswesen hat sich in Polen auch ein breites Netz an privaten Schulen und Hochschulen etabliert. Diese Einrichtungen erfreuen sich wachsender Beliebtheit – insbesondere in Großstädten. Gründe hierfür sind kleinere Klassen, eine individuellere Betreuung sowie oft eine bessere technische Ausstattung. Der Unterricht in privaten Einrichtungen ist kostenpflichtig, doch viele Eltern betrachten die Investition als lohnend. Auch im Hochschulbereich bieten private Universitäten anerkannte Abschlüsse und spezialisierte Programme, etwa in Wirtschaft, Management oder Medizin.

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Ausstattung und Chancengleichheit

Trotz vieler Fortschritte bestehen weiterhin Unterschiede in der schulischen Ausstattung. Schulen in urbanen Ballungsräumen sind meist besser mit digitalen Geräten, Fachräumen und Lernmaterialien ausgestattet als jene in ländlichen Regionen. Private Schulen verfügen in der Regel über die beste Ausstattung und können moderne pädagogische Konzepte leichter umsetzen. Dennoch bemüht sich die polnische Bildungsverwaltung, durch gezielte Förderprogramme die Chancengleichheit zu erhöhen.

Internationale Studienmöglichkeiten

Polen ist heute ein attraktives Ziel für internationale Studierende. Besonders beliebt sind medizinische Studiengänge, die in englischer Sprache angeboten werden – unter anderem in Warschau, Krakau und Breslau. Auch viele deutsche, österreichische und Schweizer Studierende nutzen die Möglichkeit, in Polen zu studieren, da die Abschlüsse europaweit anerkannt sind und die Studiengebühren im Vergleich oft moderat ausfallen. Die Lebenshaltungskosten sind zudem geringer als in vielen westlichen Ländern.

Polens Universitäten sind natürlich offen für ausländische Studenten. Unter anderem ist so auch für Deutsche, Österreichische und Schweizer Staatsbürger möglich, beispielsweise ein Medizinstudium in Polen aufzunehmen.